Offener Brief an die Bundestagskandidatin der Grünen Laura Sophie Dornheim.

Sehr geehrte Frau Dornheim,
ich nehme an, dass Politiker sich viele Rückmeldungen von ihren Wählern wünschen und negative Mitteilungen nicht als Belästigung empfinden.
So hart das jetzt auch klingen mag – ihre Kandidatur auf dem Berliner Listenplatz 5 hat den Grünen mindestens eine Zweitstimme gekostet.
Meine.
Natur- und Klimaschutz sowie das bedingungslose Grundeinkommen (siehe SH) sind bei mir wahlentscheidend und ich hätte deswegen eine Menge Kompromisse bei den (für mich) offensichtlichen Fehlentwicklungen der Grünen inkauf genommen. Bisher sind vier Berliner Abgeordnete der Grünen im Bundestag. Würden sie zur BTW 17 ein ähnliches Wahlergebnis und dann auch noch die massenhaft zu erwartenden Überhangmandate einfahren, bekämen Sie höchstpersönlich wohl die Chance, ebenfalls in den Bundestag einzuziehen. Dieser Kompromiss ist für mich einer zu viel, denn ich sehe es schon kritisch, dass Sie überhaupt aufgestellt wurden. Anstatt mich in eine kognitive Dissonanz zu bewegen, also zwar einige mit den Grünen geteilten Ziele zu bestärken, aber gleichzeitig darauf zu hoffen, dass ihr Ergebnis nicht „zu gut“ wird, tue ich das demokratisch richtige und lasse mich nicht von wahltaktischen Überlegungen leiten. Meine Stimme gehört dieses Mal dem Bündnis Grundeinkommen.
Sicher fragen Sie sich, warum aus den tausenden Leuten, die auf irgendwelchen Landeslisten in irgendwelchen Bundesländern stehen, gerade Sie mich interessieren. Das will ich Ihnen erklären.
Ich habe Sie zum ersten Mal in der Sendung „log in: Frauen als Macho-Opfer?“ kennengelernt (Das war eine ganze Stunde Beobachtungszeit!). Sie fielen durch absolut fehlende Empathie, sowie gewollte Ignoranz gegenüber Vaterproblemen und obendrein offene Gehässigkeit auf. Inhaltlich könnten wir beide uns wahrscheinlich darauf einigen, dass die Probleme von Frauen in der Gesellschaft größer sind, als die von Männern (nicht so beim Ausmaß derselben). Aber so zu tun, als gäbe es auch nicht auch auf der anderen Seite Nachholbedarf, ist für mich viel zu einseitiges Denken. Solche Politik will ich nicht und auch keine Partei, die derartiges tolleriert.
Mir stößt daneben die offene Ablehnung von dem, an dem ich unbedarften Spaß habe, auf. In einer Facebook-Notiz schreiben Sie:
Die Liste dessen, was mich am Vatertag nervt ist noch viel kürzer: Betrunkene “Männer”.
So bezeichnen Sie mich damit als ein Ärgernis und im Fortgang als einen Proll. Denn ich genieße es eben, an diesem Tag alte Freunde wiederzusehen, gemeinsam zu wandern und — ja — auch den verantwortungsvollen Alkoholgenuss. Damit gehöre ich zu den betrunkenen Männern. Achten Sie auf die fehlenden Anführungszeichen, denn ich tue das nicht, um anderen meine Männlichkeit zu beweisen.
Sie haben es überhaupt nicht nötig, über bestimmte Personengruppen pauschalisierende und verächtliche Aussagen zu treffen, aber tun es doch. Damit profillieren Sie sich wohl gegenüber den Männerhasser_innen. Ist Ihnen vernünftige Differenzierung so wie bei Flüchtlingen und Islamist_innen nicht wichtig? Wollen Sie mich vielleicht in meinen freien, privaten, unpolitischen Freizeitaktivitäten beeinflussen, einfach weil es Ihnen irgendwie missfällt?
Ich möchte nicht, dass Sie im Bundestag sitzen und wundere mich, warum Sie überhaupt die Chance erhalten haben, zu kandidieren.
Freundlichen Gruß […]

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